Holzklötzchen, vier mit der beschriftung BLOG und ein rotes KreuzFoto: Wokandapix - pixabay

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Kreisverband Rhein-Neckar / Heidelberg e. V.

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Wie ich mich gegen 200 Bewerber durchgesetzt habe

14.06.2019

In meinem letzten Beitrag hatte ich bereits angekündigt, etwas mehr zum Ausbildungskonzept und vor allem über die Bewerbung und die Aufnahmeprüfung zu erzählen.

 

Das Ausbildungskonzept ist vom Gesetzgeber 2014 neu überarbeitet worden. Anders als früher der Rettungsassistent mit seinen zwei Jahren, wurde die Ausbildung zum Notfallsanitäter auf drei Jahre konzipiert und schließt ebenso mit einem Staatsexamen ab. Ausbildungsbeginn ist bei uns zweimal im Jahr, zum 1. Oktober und zum 1. April.
Momentan steht auch im Raum, diese Ausbildung berufsbegleitend über fünf Jahre anzubieten, aber das ist derzeit noch nicht möglich.

Drei Jahre Vollzeitausbildung. Uff! Das hört sich erstmal verdammt lange an. Gerade wenn man davor schon in der Notfallrettung gearbeitet hat, immer draußen an der frischen Luft unterwegs war und jeden Tag neu Eindrücke gewinnen konnte. Aber keine Sorge, das bedeutet nicht, dass man die nächsten drei Jahre wieder die Schulbank drücken muss.
Die Ausbildung setzt sich aus drei Ausbildungsabschnitten zusammen, den Rettungswachenblöcken, den Klinikblöcken und den Schulblöcken (dass die Rettungswachenblöcke die spannendsten sind, versteht sich glaube ich von selbst;-)). Insgesamt ist man 1960 Stunden auf einer Lehrrettungswache, 1920 Stunden in der DRK Landesschule (in Baden-Württemberg z.B. am Bildungsstandort Sinsheim oder Ellwangen) und 720 Stunden in der Klinik (bei uns an der Universitätsklinik Heidelberg).

Rund 200 Bewerber auf fünf Ausbildungsplätze

Zu jedem Ausbildungstermin bewerben sich ca. 200 Rettungsdienst-Freudige. Viele mit, aber einige auch ohne medizinische Vorerfahrung. Um zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden und schlussendlich den Ausbildungsplatz zu bekommen, muss man einige Kriterien erfüllen.

Zunächst muss man älter als 16 Jahre sein. So sagt es das Gesetz. Überlegt euch aber besser zweimal, ob Ihr euch mit 16 Jahren dazu bereit fühlt, eine so komplexe Ausbildung zu beginnen. Mit gerade mal 19 Jahren wäre man dann hauptverantwortlich auf dem Rettungswagen tätig und muss wirklich anspruchsvolle und vor allem verantwortungsvolle Entscheidungen treffen. Ich wäre mit 19 Jahren dafür noch nicht reif gewesen. Ich bin froh, dass ich erst als Rettungssanitäterin, also als zweite Person, auf dem RTW Eindrücke sammeln konnte. Dadurch habe ich erst verstehen können, wie weitreichend unsere Entscheidungen bei Patienten sein können und was für Konsequenzen daraus, für deren zukünftiges Leben, entstehen können.


Wenn Ihr im Rettungsdienst arbeiten möchtet, kommt Ihr um die Schichtarbeit nicht herum. So ist es auch in der Ausbildung. Wenn Ihr also gerne einen geregelten Wochenablauf habt, ohne Überstunden und spontanem Einspringen, dann passt ein anderer Beruf vielleicht besser zu euch.

Für die Bewerbung benötigt Ihr ein einwandfreies Führungszeugnis und ein ärztliches Attest, das bestätigt, dass ihr psychisch und physisch für diesen Beruf geeignet seid.

Der Besitz eines Führerscheins ist keine Voraussetzung für den Ausbildungsplatz. Doch spätestens nach dem zweiten Schulblock solltet Ihr nicht nur den Führerschein der Klasse B, sondern auch den Führerschein der Klasse C1 (also den kleinen LKW Führerschein bis 7,5 Tonnen) vorweisen können.

Wenn Ihr die ganzen Unterlagen zusammen habt, schickt Ihr diese zusammen mit dem Lebenslauf und einem Motivationsschreiben an den Ansprechpartner im jeweiligen Kreisverband. Überzeugt Ihr mit euren Bewerbungsunterlagen, werdet Ihr zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und habt euch erfolgreich gegen ca. 200 weitere Bewerber durchgesetzt.
Ich weiß noch wie nervös ich damals war. Ich war zwar schon einige Zeit in dem Kreisverband tätig und kannte auch die Leute, welche die Vorstellungsgespräche durchgeführt haben, jedoch ist es eine ganz andere Situation, wenn man von sechs Augenpaaren gemustert wird und über sich selbst und den Kreisverband erzählen soll.

Hier ein paar Tipps für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch, um in die nächste Bewerbungsrunde zu kommen:

Ein gepflegtes Äußeres
Der erste Eindruck zählt! Gerade im Rettungsdienst arbeitest du mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. Und bei uns arbeitest du für das Deutschen Rote Kreuz, das heißt du repräsentierst eine weltbekannte Organisation, die eine echte Marke ist. Wenn du also schon beim Bewerbungsgespräch mit Löchern im T-Shirt und Ketschup-Flecken ankommst, macht das nicht gerade den besten Eindruck. Auch lackierte Fingernägel sind weder praktisch noch hygienisch. ;-)

Eine gute Körperhaltung
Eine gute Körperhaltung ist immer wichtig. Dazu zählt nicht nur, dass man ohne Katzenbuckel da steht, sondern auch, dass man eine offene Körperhaltung seinem Gegenüber zeigt. Auch später bei den Patienten macht es einen ganz anderen Eindruck, ob man dem Patienten zugewandt gestikuliert oder mit verschränkten Armen in seinen Bart nuschelt.

Eine gewählte Ausdrucksweise
Dass im Rettungsdienst oft ein anderer Ton untereinander herrscht, ist kein Geheimnis. Trotzdem sollte man in einem Bewerbungsgespräch und auch vor einem Patienten auf eine gute Ausdrucksweise achten.

Zeige dein Wissen
Informiere dich vor deinem Bewerbungsgespräch über die Organisation und die Ausbildung. Das zeigt Interesse und Fragen diesbezüglich werden dir sowieso gestellt. Du musst nicht den kompletten Zeitstrahl der Gründungsgeschichte des DRK auswendig wissen, aber die wichtigsten Fakten der Organisation sollten schon präsent sein.

Wenn du das Bewerbungsgespräch erfolgreich überstanden hast, wirst du zu einem schriftlichen Test, einem Sporttest und einer Art Improvisation eingeladen.
Der schriftliche Test besteht teilweise aus Fakten rund um das DRK allgemein (und in meinem Fall natürlich über das DRK Rhein-Neckar/Heidelberg). Ebenfalls werden Rechtschreibung und einfache Kenntnisse der Mathematik geprüft. Selbst für Leute, die schon länger aus der Schule draußen sind, sollte das aber kein Problem sein. ;-)

Der Sporttest ist an den Test der Feuerwehr angelehnt. Etwas sportlich zu sein, dient der Prävention vieler Verletzungen und gerade im Rettungsdienst leisten wir oft harte körperliche Arbeit. Du musst kein Profisportler sein, um den Test zu bestehen, aber ein gutes Körpergefühl, Beweglichkeit und Gleichgewichtssinn sollte jeder Bewerber schon mitbringen.

Ein Tipp von mir an alle mit langen Haaren: macht euch keinen Pferdeschwanz. Dieser ist ein großes Hindernis bei einer Rolle vorwärts, beziehungsweise bei einer Rolle rückwärts. Das hat mich damals ein bisschen aus dem Konzept gebracht. :-D

Nun zu der Improvisationsaufgabe. Wenn du schon Erfahrung im Rettungsdienst sammeln konntest, ist diese Aufgabe geschenkt.
Ein Tipp von mir: Denke praktisch, verteile die Arbeitsbelastung und kommuniziere mit deinen Mitmenschen. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen!

Und merke dir, selbst wenn es beim ersten Bewerbungsversuch nicht klappt, es kommt ein halbes Jahr später schon der nächste. :-)