Holzklötzchen, vier mit der beschriftung BLOG und ein rotes KreuzFoto: Wokandapix - pixabay

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Peter, der "perfekte" Notfallpatient

08.07.2019

In Köln sagt man gerne: „Jeder Jeck is anders". Das gilt auch für Patienten in der Notfallrettung. Wir haben es mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun.

 

Auf diese unterschiedlichen Menschen einfühlsam einzugehen, ist Teil unseres Jobs, und das ist auch gut so. Aber man wird ja noch träumen dürfen. Darf ich also vorstellen: Peter, der „perfekte" Patient in der Notfallrettung!

Peter, der „perfekte" Notfallpatient hat eine besondere Eigenschaft: Er ruft nicht wegen Schnupfen und Husten oder Schmerzen, die er seit drei Wochen hat, den Rettungsdienst. Sondern er wählt die 112, weil er wirklich dringend schnelle medizinische Hilfe braucht.

Zum Beispiel bei einem Schlaganfall (engl. „Stroke"). Hier kommt es auf jede Minute an, denn in kürzester Zeit der Sauerstoffmangelversorgung des Gehirns sterben zahlreiche Zellen ab und hinterlassen unwiderruflichen Schaden. Es gilt „time is brain".

Obwohl beim Schlaganfall die Zeit im Vordergrund steht, ist den Betroffenen der Ernst der Lage oft nicht bewusst. Die Realität sieht regelmäßig so aus: Von der Ehefrau wird in aller Ruhe noch eine Reisetasche gepackt, auf halbem Weg zum Auto wird die Lesebrille vergessen, ohne die man auf gar keinen Fall in die Klinik fahren kann, da dies absolut essentiell sei. Bietet man als Rettungsdienst an, mit dem Ehemann schon voraus in die Klinik zu fahren, da es absolut dringend geboten sei, hört man nur „ach was, ich bin gleich fertig". Da man natürlich nicht unhöflich sein möchte und auch auf die Angehörigen Rücksicht nehmen möchte, erkundigt man sich in kurzen Zeitabständen wieder nach der Begleitperson. Bis es dann an der RTW Tür klopft und es endlich losgehen kann.

Mit solchen Situationen haben wir im Alltag sehr oft zu tun. Vielen Menschen ist einfach nicht bewusst, wie schwerwiegend ein Notfall ist, dass es auf jede Sekunde ankommen kann und was genau die Aufgabe der Notfallrettung ist.

„Gegenstand der Notfallrettung ist es, bei Notfallpatienten Maßnahmen zur Erhaltung des Lebens oder zur Vermeidung gesundheitlicher Schäden einzuleiten, sie transportfähig zu machen und unter fachgerechter Betreuung in eine für die weitere Versorgung geeignete Einrichtung zu befördern. Notfallpatienten sind Kranke oder Verletzte, die sich in Lebensgefahr befinden oder bei denen schwere gesundheitliche Schäden zu befürchten sind, wenn sie nicht umgehend medizinische Hilfe erhalten." (§1(2) Rettungsdienstgesetz Baden-Württemberg in der Fassung vom 8. Februar 2010.)

Natürlich ist die Einschätzung darüber, ob schwere Schäden oder Lebensgefahren zu befürchten sind, nicht immer eindeutig. Das am Telefon bestmöglich einzuschätzen, ist die Aufgabe der Mitarbeiter in der Leitstelle...auch kein einfacher Job.

Trifft einer der oben genannten Punkte eindeutig zu, so sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass man keine unnötige Zeit verstreichen lassen kann.

Was macht also Peter, der „perfekte" Notfallpatient, nachdem wir bei ihm angekommen sind?


Er...

  • hat den Notruf nicht aus Langeweile angerufen, oder weil er sich kein Taxi zur geplanten Untersuchung ins Krankenhaus leisten kann, sondern weil wirklich ein Notfall vorliegt.
  • erzählt (falls er dazu noch in der Lage ist) von sich aus, was los ist und schweift nicht vom Thema ab
  • ist zwar ängstlich, aber freundlich
  • diskutiert nicht
  • vertraut uns und darauf, dass wir für ihn nur das Beste für ihn wollen
  • möchte keine „zehn" Koffer mit in die Klinik nehmen
  • hat besorgte Angehörige, die ohne Verzögerung mit uns zum RTW kommen und sich selbstständig auf dem Beifahrersitz anschnallen
  • er hat Angehörige, die uns vertrauen, dass wir nur das Beste für den Patienten wollen
  • hat Angehörige, die noch Sachen zusammenpacken und dann selbstständig in die Klinik fahren.

Bei unserer Tätigkeit spielt Vertrauen eine ganz große Rolle. Der Patient befindet sich in einer Ausnahmesituation. Behindert man uns bei unserer Arbeit, so kann es zu Verzögerungen kommen. Gerade bei Notfallpatienten, für die wir ausgebildet wurden, können manchmal ein paar Sekunden entscheidend über den zukünftigen Lebenszustand sein. Also Leute, seid alle ein bisschen wie Peter, wenn Ihr den Rettungsdienst ruft!