geschwungenes Band mit Logo Deutsches Rotes KreuzFoto: Matthias Jankowiak

Sie befinden sich hier:

Sie befinden sich hier:
Logo DRK

 

Kreisverband Rhein-Neckar / Heidelberg e. V.

Langer Anger 2
69115 Heidelberg
Tel. 06221 / 90 10 0
Fax 06221 / 90 10 60

Notruf: Tel. 112 | Krankentransport: Tel. 19222



Vom Jugendrotkreuz zum Lebensretter

Im Schulsanitätsdienst und im Jugendrotkreuz werden Kinder spielerisch an die Erste Hilfe herangeführt. Bei unseren Notfallsanitätern Stephanie & Lukas hatte das nicht nur Auswirkungen auf ihre Berufswahl – sondern auch auf das Leben einiger Mitmenschen.



Bild Kontaktperson

Ansprechpartner

Herr 
Felix Zurbrüggen
Kommunikation & Marketing

Telefon:
06221- 90 10 77
Telefax:
06221- 90 10 60

E-Mail an Herrn Zurbrüggen
Als er 14 Jahre alt ist, reanimiert Lukas Kreitzscheck zum ersten Mal einen Menschen. Während seines Fußballspiels bricht am Spielfeldrand ein Zuschauer zusammen – der Vater eines Gegenspielers. Weil die Umstehenden mit dieser Situation offensichtlich überfordert sind, greift der damalige Teenager ein und handelt. So trägt er entscheidend dazu bei, das Leben des fremden Mannes zu retten. „Ich war dem Thema Erste Hilfe und Notfallrettung bis zur 7. Klasse eigentlich völlig fremd. Auch aus meiner Familie hatte niemand einen Bezug zum Roten Kreuz“, erzählt Lukas. Und dennoch war der damals 14-Jährige auf dem Ilvesheimer Sportplatz der einzige unter 20 Erwachsenen, der wusste was zu tun war, als es plötzlich um Leben oder Tod ging – dem Schulsanitätsdienst (SSD) sei Dank!

Ein Schlüsselerlebnis weckte Lukas´ Begeisterung für die Notfallrettung


2011 gab es am Bunsen-Gymnasium das AG-Angebot des SSD. „Da bin ich mit einem Klassenkameraden einfach mal hin, um das auszuprobieren. Reizvoll war zum Beispiel, dass man ein Notfallhandy bekommen hat, um damit für alle in der Schule erreichbar zu sein“, erzählt Lukas. Bestandteil der AG war dann auch der Erste-Hilfe-Kurs im DRK-Kreisverband Rhein-Neckar/Heidelberg – Lukas´ erster Kontakt mit dem DRK. „Die Wettbewerbe und Erste-Hilfe-Turniere im SSD haben mir besonders Spaß gemacht. Die, und das prägende Erlebnis der Reanimation auf dem Fußballplatz haben meine Begeisterung für Notfallrettung und Notfallmedizin geweckt“, so der 25-Jährige.

Durch sein Hobby als Schulsanitäter wusste Lukas damals auf dem Sportplatz, dass die Erwachsenen bei dem zusammengebrochenen Patienten einiges falsch machten. „Ich bin also hin und habe im klassischen 30-2-Modell auf seinen Brustkorb gedrückt und die Frau des Mannes zur Mund-zu-Mund-Beatmung gebeten. Der Notruf war da schon einige Zeit abgesetzt. Als dann der RTW kam, hat die Besatzung die Reanimation übernommen“, erinnert er sich. „Damit war der Fall für mich erledigt. Im Nachhinein habe ich durch meinen Trainer erfahren, dass es dem Mann danach relativ gut ergangen ist, und er glimpflich aus der Nummer rauskam“. Für seinen Einsatz wurde Lukas sowohl vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), als auch vom DRK und dem Jugendrotkreuz (JRK) geehrt.

Das Jugendrotkreuz als Startschuss für die Karriere

Sogar noch früher begann der Weg ins Rote Kreuz für Stephanie Rettemeyer: Sie stammt aus einer waschechten Rotkreuzfamilie, bereits ihr Opa war im DRK. Dort lernten sich auch ihre Eltern kennen, die „die Liebe zum Menschen“ wiederum an Stephanie und ihren älteren Bruder Fabian weitergaben. Mit sechs Jahren durften sich beide das JRK anschauen und „wenn es uns da nicht gefallen hätte, hätten wir auch nicht hingemusst“, betont Stephanie. Es kam anders, die vielfältigen Aktivitäten im JRK begeisterten die Geschwister. „Anfänglich geht es im JRK oft um Notfalldarstellung, das heißt, man mimt eine verletzte Person und lässt sich Wunden schminken. Aber auch spielerisch Erste-Hilfe lernen, Basteln oder Zeltlager besuchen konnten wir im Jugendrotkreuz“.

Mit 15 wechselten Stephanie und ihr Bruder in die Bereitschaft Dossenheim. Dort absolvierten sie Sanitätskurse und lernten alle Facetten der Bereitschaftsarbeit kennen – und diese hielt auch für Stephanie prägende Erlebnisse bereit: „Mein allererstes Auto, dass ich je gefahren bin, war ein Rettungswagen – bei einem Fahrsicherheitstraining auf Privatgelände“, erinnert sie sich. Und: In der Bereitschaft traf sie auf Lukas, der fast zeitgleich dort eintrat. Beide kannten sich schon von früheren JRK- und SSD-Turnieren, bei denen sie Konkurrenten gewesen waren. Nach der Rettungssanitäter-Ausbildung begann Lukas ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Ausbildungsabteilung des DRK-Kreisverbandes, Stephanie begann ein Lehramts-Studium und arbeitete als Werkstudentin in der Notfallrettung. Beide entschieden sich später, die Notfallrettung zu ihrem Hauptberuf zu machen: Stephanie begann die Ausbildung zur Notfallsanitäterin im April 2019, Lukas folgte zum Ausbildungsstart im Oktober 2019.

„Die Notfallsanitäter-Ausbildung ist durchaus anspruchsvoll“

Während der dreijährigen herausfordernden Ausbildung zum/zur Notfallsanitäter*in, die mit dem Staatsexamen abschließt, stehen für die Azubis Stationen auf den Rettungswachen, im Klinikpraktikum und natürlich die Unterrichtseinheiten an der DRK-Landesschule an. „Die Ausbildung ist durchaus anspruchsvoll meiner Meinung nach“, sagt Lukas. Die Vorerfahrung durch viele Jahre im Jugendrotkreuz, beziehungsweise im Schulsanitätsdienst erwies sich in der Ausbildung für Stephanie und Lukas als hilfreich – vor allem beim Staatsexamen: „Die Erfahrungen aus den EH-Wettbewerben haben uns bei der Prüfung geholfen. Das Szenario dort war ähnlich: Man steht vor einer Tür und weiß nicht, welche Situation drinnen auf einen wartet. Ich war also relativ entspannt“, erzählt Stephanie. Nach dem erfolgreichen Staatsexamen stand der erste Dienst als vollwertige Notfallsanitäterin für sie an: „Meine erste Schicht hatte ich zusammen mit meinem Bruder, mit dem ich Erste Hilfe geübt habe, seit wir 6 Jahre alt waren. Da war also jemand bei mir im RTW, auf den ich mich jederzeit voll verlassen konnte – das war schon hilfreich.“

So wurde das Hobby zum Hauptberuf

Und so kam es, dass Stephanie und Lukas ihr anfängliches Hobby zum Beruf gemacht haben: Vom Start im Jugendrotkreuz, beziehungsweise Schulsanitätsdienst zur höchstmöglichen nichtärztlichen Qualifikation Notfallsanitäter*in. Mittlerweile gehört Leben retten und reanimieren zum Berufsalltag der beiden. Das ist kein Zufall: Jugendrotkreuz und Schularbeit sind die wichtigsten Eckpfeiler der Nachwuchsarbeit im DRK-Kreisverband. Es gibt 37 SSD- und Juniorhelfer-Gruppen an Schulen im Rhein-Neckar-Kreis. 430 Jugendrotkreuzler sind in 33 JRK-Gruppen des DRK-Kreisverbandes Rhein-Neckar/Heidelberg aktiv. 56 aktive Leitungskräfte sind hier in der Verantwortung – eine davon: Stephanie Rettemeyer. Neben ihrem Beruf ist sie nämlich ehrenamtlich dem Jugendrotkreuz treu geblieben und ist JRK-Gruppenleiterin in Eppelheim und seit diesem Jahr sogar stellvertretende Kreisjugendleiterin. „Dies alles nebenberuflich zu machen, ist schon zeitaufwändig. Das war also eine Entscheidung, die gemeinsam getroffen werden musste“, zwinkert sie Lukas lächelnd zu.

Während Stephanie in ihrem Ehrenamt und ihrem Beruf aufgeht und dem DRK noch lange erhalten bleiben will, hat Lukas inzwischen ein Medizinstudium begonnen. Doch auch er wird dem DRK erhalten bleiben – und das nicht nur, weil er im Oktober den Nachnamen Rettemeyer angenommen hat, und somit jetzt auch ganz offiziell Teil einer altgedienten Rotkreuzfamilie ist.